Guadalajara ist weltberühmt. Und eigentlich würde es hierfür viele gute Gründe geben, auf die wir weiter unten auch genauer eingehen würden. Das Hauptargument für die Popularität ist allerdings unerfreulich – und dies nicht nur für Mexiko. Das nach der Region benannte Drogenkartell zählte zu den ersten des Landes – und entwickelte sich zu einem der größten der Welt. Schätzungsweise machte es teilweise einen Jahresumsatz von fünf Milliarden US-Dollar. Die Nachfolgeorganisationen wie das Sinaloa- und das Juarez-Kartell existieren bis zum heutigen Tag und gehören weiterhin zu den wichtigsten Organisationen im Drogenkrieg.
Guadalajara benötigt dringend positive Schlagzeilen. Helfen soll die WM 2026, die Mexiko, die USA und Kanada gemeinsam ausrichten. Das Estadio Akron in Guadalajara wurde dabei als eines der WM-Stadien 2026 ausgewählt. Die Wahl war schlüssig, handelt es sich doch um eine der modernsten Arenen des Landes. Zudem soll das „El Volcan“ genannte Stadion das Zeichen setzen, das der Fußball keine Angst vor den Kartellen hat und Guadalajara sicher ist.
Das Estadio Akron in Guadalajara (Mexiko): Die wichtigsten Fakten zur WM 2026-Spielstätte auf einen Blick
- Eröffnet: 29. Juli 2010
- Kapazität: 49.850 Zuschauer
- Kosten: 149 Millionen US-Dollar
- WM-Spiele: noch nicht bekannt
Das ist das Estadio Akron in Guadalajara (Mexiko)
Im Alltag nutzt der mexikanische Traditionsverein Deportivo Guadalajara das Estadio Akron, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1906 zurückreichen. Hinter Club America handelt es sich um den zweiterfolgreichsten Verein Mexikos. Berühmt über die Landesgrenzen hinweg wurde der Klub aber auch dadurch, dass er nur Mexikaner unter Vertrag nimmt.
Allerdings hat der Verein enge Verstrickungen mit dem Drogenhandel. Der ehemalige Mittelfeldspieler Mario Bueno wurde beispielsweise in den USA wegen entsprechender Geschäfte zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Mexikos ehemaliger Nationalmannschaftskapitän Rafael Marquez, der für den FC Barcelona auflief, stammt ebenfalls aus Guadalajara – und sah sich Vorwürfen ausgesetzt, Strohmann für Drogenhändler zu sein. Das US-Finanzministerium verhängte deshalb 2017 Sanktionen gegen ihn. Der inhaftierte Kartellboss Raul Flores Hernandez ist der Taufpate der ältesten Tochter des heutigen Trainers der zweiten Mannschaft von Barca.
Als die Planungen für das Estadio Akron sechseinhalb Jahre vor der Eröffnung im Jahr 2010 begannen, gab es den Verdacht, dass Drogengelder bei der Finanzierung eine Rolle gespielt haben könnten. Bewiesen wurde dies jedoch nicht. Anwesend bei der offiziellen Eröffnung waren die Spitzen des mexikanischen Staates, der FIFA und der Kontinentalverbände CONMEBOL und CONCACAF. Dies dürfte als ein Zeichen gedacht gewesen sein, dass die Arena kartellfrei errichtet oder zumindest fertiggestellt wurde.
Ihren Namen trägt sie seit 2017 und verdankt sie einem mexikanischen Hersteller von Automobilschmierstoffen namens Akron. Der Spitzname „der Vulkan“ ist auf die besondere Lage des Stadions zurückzuführen. Dieses liegt gemeinsam mit den Parkplätzen für die Außenwelt weitgehend unsichtbar versteckt. Verantwortlich hierfür ist ein Krater, in dem das Stadion und die Flächen zum Abstellen von Bussen und Autos gebaut worden sind. Nur das Dach des Estadios Akron erhebt sich über die Kraterwände und kann deshalb von außen gesehen werden. Die Architekten mussten für den Bau eine Fläche von 70.000 Quadratmetern rund um den Krater mit Beton aufschütten, um Materialien herbeizuschaffen und Fahrzeuge in den Krater zu können.
Nach der Fertigstellung der Arena wurde auf die gesamte Fläche Gras gepflanzt. Die Fläche fügt sich auf diese Weise nahtlos in die Umgebung ein. Dies verstärkt den „Vulkan“-Eindruck des aus dem Krater herausschauenden Daches. Die Stadioneingänge führen durch diese aufgeschütteten Rasenbereiche, was den Besuch der Arena zu einem unverwechselbaren Erlebnis macht. Der Look der Anlage ist zweifelsohne etwas, das viele Fans während der WM anziehen dürfte.
Wissenswertes über den mexikanischen WM 2026 Austragungsort Guadalajara
Guadalajara ist mit 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Mexikos. Nur in Mexiko-City sind noch mehr Menschen heimisch. In der Metropolregion Guadalajara leben sogar fünf Millionen Menschen. Die Stadt ist zugleich Hauptstadt des Bundesstaates Jalisco. Viele mexikanische Traditionen nahmen hier ihren Anfang. Die Musik der Mariachi stammt beispielsweise aus Guadalajara. Der Tanz Jarabe Tapatio wurde hier ebenfalls erfunden.
Die offizielle Geschichte der Stadt reicht bis ins Jahr 1542 zurück. Die indigenen Vorgängerbauten Nochistlan, Tonala und Tlacotan waren jedoch noch einmal deutlich älter. Guadalajara war von 1560 bis 1823 Provinzhauptstadt Neu-Galiciens. Anschließend war es eine der wichtigsten Städte im mexikanischen Unabhängigkeitskrieg.
Seit dem 19. Jahrhundert ist die Historie des Ortes zudem von schwerwiegenden Unglücken gekennzeichnet. Gleich zweimal wurde sie im 19. Jahrhundert durch Erdbeben weitgehend zerstört. Bis 1955 kamen zwei schwere Eisenbahnunglücke hinzu, in deren Rahmen mehr als 900 Menschen ihr Leben ließen. 1915 geriet ein übersetzter Personenzug außer Kontrolle und stürzte in eine Schlucht. 1955 wiederholte sich dieser Unfall. 1992 gab es außerdem ein schwerwiegendes Explosionsunglück. Mehr als 200 Menschen starben. 500 wurden verletzt – und sogar 15.000 Personen wurden obdachlos.
Sportlich ist der Fußball im Alltag Alleinunterhalter in Guadalajara. Neben Deportivo verfügt die Stadt mit Atlas Guadalajara über einen zweiten Erstligisten, der allerdings deutlich weniger erfolgreich ist. Vom 14. Oktober bis zum 30. Oktober 2011 war die Stadt Ausrichter der 16. Panamerikanischen Spiele. Diese fanden größtenteils im Estadio Akron statt.
In Mexiko wird bei der WM 2026 außerdem hier gespielt: