Nach der EM ist vor der WM. Nach Ende der Europameisterschaft 2021 werden sich deshalb die Augen sämtlicher Fußballfans rund um den Globus auf die kommende Weltmeisterschaft 2022 richten. Und schon jetzt ist sicher, dass es die wohl kontroverseste Endrunde der Geschichte wird. Dies liegt zuerst am Austragungsort: Den Zuschlag hat Katar erhalten.
Die Korruptionsvorwürfe, die im Zusammenhang mit der Vergabe an das Land erhoben wurden, sind noch immer nicht geklärt. Zweitens liegt es an der politischen Situation in Katar. Dies reicht von der Behandlung der Arbeiter (Vorwürfe der Sklaverei) über die Frage, wo Alkohol getrunken werden darf bis zur allgemeinen Menschenrechtslage sowie speziell dem Problem, welchen gesetzlichen Vorschriften Frauen genügen müssen, die zur WM nach Katar reisen möchten.
Und dann wäre da noch der Austragungszeitpunkt: Die WM in Katar findet im Winter statt – genauer gesagt von 20. November bis 18. Dezember 2022. Das gab es noch nie. Wir verschaffen euch hier einen Überblick über alle wichtigen Infos zur WM 2022 in Katar.
Wann findet die WM 2022 in Katar genau statt?
Das WM-Eröffnungsspiel in Katar findet am 20. November 2022 statt. Das WM Endspiel wird am 18. Dezember 2022 ausgetragen – am vierten Advent. Für europäische Fans bedeutet dies: Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt mit Glühwein. Für europäische Ligen bedeutet dies ein massives Problem.
Die Spielpläne müssen ab 2020 massiv umgestellt werden, um Platz für die WM 2022 zu schaffen. Nachlaufend wird das Ganze wieder in die Gegenrichtung geändert, um Platz für die EM 2024 zu machen, die in Deutschland ausgetragen wird und nicht im Winter stattfinden kann. Mit einer Länge von 29 Tagen ist die WM 2022 zudem die kürzeste Weltmeisterschaft seit 1978.
Wer geht bei der WM 2022 in Katar an den Start?
Diesbezüglich hat sich nichts geändert zu den letzten Weltmeisterschaften. 32 Teams spielen um die Krone des Weltmeisters. Insgesamt wird es 64 Partien geben. Die im März 2019 angedachte Ausdehnung der WM auf 48 Starter ist wieder gestrichen worden. Bei der WM 2026 in den USA dürfte sie allerdings tatsächlich Realität werden.
Die Austragungsorte der Weltmeisterschaft 2022 in Katar auf einen Blick
Stadt bzw. Spielort/ Stadion/ Neubau oder vorhanden/ Kapazität der Arena
- Lusail | Lusail Stadium | Neubau | 80.000 Plätze
- al-Chaur | al-Bayt Stadium | Neubau | 60.000 Plätze
- al-Rayyan | Khalifa International Stadium | Vorhanden (aber runderneuert) | 45.416 Plätze
- al-Rayyan | al-Rayyan Stadium | vorhanden | 40.000 Plätze
- al-Rayyan | Education City Stadium | Neubau | 40.000 Plätze
- al-Wakra | al-Janoub Stadium | Neubau | 40.000 Plätze
- Doha | Ras Abu Aboud Stadium | Neubau | 40.000 Plätze
- Doha | al-Thumama Stadium | Neubau | 40.000 Plätze
Dass nur zwei WM 2022 Austragungsorte bereits vor der WM-Vergabe vorhanden waren, gab es noch nie. Es ist ebenfalls ein Novum, dass drei Stadien in einer Stadt (al-Rayyan) stehen (und alle faktisch für die WM neu errichtet werden).
Wie funktioniert die Qualifikation für die WM 2022 in Katar?
Die WM 2022 Qualifikation funktioniert genau wie für die Weltmeisterschaften 2014 und 2018. Als Gastgeber ist Katar vorqualifiziert. Die anderen 31 Startplätze werden durch Qualifikationsrunden der Kontinentalverbände vergeben. Dabei gilt folgende Aufteilung:
- Europa (UEFA): 13 Startplätze (10 über die Quali, 3 über die WM 2022 Playoffs)
- Afrika (CAF): 5 Startplätze
- Südamerika (CONMEBOL): 4,5 Startplätze (Playoff gegen CONCACAF)
- Asien (AFC): 4,5 Startplätze (Playoff gegen OFC)
- Nord- und Mittelamerika (CONCACAF): 3,5 Startplätze (Playoff gegen CONMEBOL)
- Ozeanien (OFC): 0,5 Startplätze (Playoff gegen AFC)
>> Alles zur WM 2022 Auslosung
Wer sind die Favoriten für die WM 2022?
Frankreich als Titelverteidiger ist absoluter Favorit für die Titelverteidigung, falls Les Bleus nicht dem Fluch des Weltmeisters erliegen – dem bislang in den letzten 60 Jahren noch jeder amtierende Titelträger erlegen ist.
Aus Europa dürfen sich wohl England, Spanien, Deutschland, Belgien, die Niederlande und Italien die größten Hoffnungen auf den Titel machen. Weitere Favoriten sind natürlich Brasilien und Argentinien. Für eine Überraschung könnten Teams wie Portugal oder auch Chile sorgen. Bei Portugal ist mit Cristiano Ronaldo auch ein Favorit für den WM Torschützenkönig 2022 mit dabei. Es ist womöglich sein letztes großes Turnier mit Portugal.
Die Kontroversen rund um die WM 2022 – ein Überblick
Ursprünglich sollte die WM 2022 im Sommer stattfinden. Temperaturen von mehr als 40 Grad im Schatten in Katar ließen aber früh daran zweifeln, ob dies möglich sei. Das Land bot an, gigantische Kühlungsanlagen in den Stadien zu installieren. Aus praktischen, gesundheitlichen und Umweltschutzgründen wurde dies abgelehnt. Katar hätte beispielsweise auch alle Trainingsplätze so ausstatten müssen. Die drastischen Temperaturschwankungen wären für Spieler und Fans eine gigantische gesundheitliche Gefahr gewesen. Zudem hätten die Anlagen den CO2-Ausstoß stark erhöht.
Vom ersten Tag an stand Katar (genau wie Russland) unter dem Verdacht, die WM-Vergabe durch Bestechung gewonnen zu haben. Im Laufe der Zeit haben sich diese Vermutungen immer weiter erhärtet. Konsequenzen gab es jedoch nicht.
Stetig kritisiert wurde und wird auch die Menschenrechtslage im Land. Die Arbeiter, die die Stadien bauten, seien faktisch Sklaven, wurde beispielsweise bemängelt. In Katar werden politische Gegner der Regierung zudem gefoltert und hingerichtet. Frauen sind nicht gleichberechtigt. Spezielle muslimische Gesetze machen weitere Probleme: Beispielsweise ist der Alkoholgenuss eigentlich verboten. Da die FIFA viele Sponsoren alkoholhaltiger Getränke hat, machte sie zur Bedingung, dass dieses Gesetz geändert wird. Es wird deshalb spezielle „Drinking Areas“ geben, wo der Alkoholgenuss gestattet ist. Unklar ist, was mit Fans passiert, die außerhalb dieser Areas beispielsweise ein Bier im öffentlichen Raum trinken.
Praktische Probleme gibt es auch mit den Unterbringungen für die WM 2022 Mannschaften. Es gibt in Katar schlicht und einfach keine 32 Quartiere, in denen professionell auf WM-Niveau trainiert werden kann. Ursprünglich sollten einige Nationalteams deshalb in die Nachbarländer ausweichen. Die aktuelle politische Situation hat einen Strich durch diese Rechnung gemacht – Katar ist isoliert. Die Nachbarländer wollen die WM nicht unterstützen und verweigern die Bereitstellung von Quartieren (bislang).