Dass innerhalb der FIFA vieles nicht mit rechten Dingen zugeht und Korruption innerhalb des Fußball-Weltverbandes gang und gäbe ist, wurde schon seit langem gemunkelt. Im Fokus stand dabei vor allem die 2010 erfolgte Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar, die von der breiten Öffentlichkeit von Anfang an sehr kritisch gesehen wurden.
Nachdem in den folgenden Jahren häppchenweise Bestechungsvorwürfe ans Licht kamen und einige Funktionäre wie Mohamed bin Hammam (Katar) und Jack Warner (Trinidad und Tobago) von der FIFA mit Strafen belegt und zum Teil lebenslang suspendiert wurden, folgte 2012 die Ernennung des früheren US-Staatsanwalt Michael Garcia zum Vorsitzenden der FIFA-Ethikkommission. Garcia schrieb sich umfassende Aufklärung auf die Fahne, doch sein im September 2014 fertiggestellter Untersuchungsbericht wurde auf Geheiß der FIFA und entgegen Garcias Forderung nicht veröffentlicht, woraufhin Garcia zurücktrat.
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Erste Razzia Ende Mai
Spätestens ab diesem Zeitpunkt geriet die FIFA auch ins Visier der Behörden. Sowohl in der Schweiz als auch in den USA wurden Ermittlungen gegen den Weltverband aufgenommen, die am 27. Mai 2015 kurz vor dem FIFA-Kongress in Zürich zur Festnahme mehrere hochrangiger Funktionäre führten. Davon unbeeindruckt, obwohl mehrere der Festgenommenen zu seinen engen Vertrauten zählten, ließ sich Joseph “Sepp“ Blatter am 29. Mai dennoch erneut zum FIFA-Präsidenten wählen, um dann aber am 2. Juni doch seinen Rücktritt anzukündigen.
Dass es mit der Aktion Ende Mai nicht getan sein würde, verdeutlichten die amerikanische Justizministerin Loretta Lynch und der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber im September auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Zürich. Lynch kündigte weitere Festnahmen an, die dann bei einem erneuten Zugriff in der Schweiz Anfang Dezember auch erfolgten.
Suche nach neuem FIFA-Präsidenten
Parallel zu den Aktionen der Schweizer und US-amerikanischen Behörden hat die Suche nach einem neuen FIFA-Präsidenten begonnen. UEFA-Präsident Michel Platini, dem eigentlich beste Chancen eingeräumt wurden, wurde allerdings Anfang Oktober genau wie FIFA-Boss Blatter von der Ethikkommission wegen einer dubiosen Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken, die Platini von der FIFA nach eigenen Angaben für seine Tätigkeit zwischen 1998 und 2002 für den Weltverband erhielt, für 90 Tage gesperrt. Für das Amt des FIFA-Präsidenten waren nach Bewerbungsschluss folglich nur fünf Kandidaten übrig: der bisherige UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino, der Jordanier Prinz Ali bin al-Hussein, der Franzosen Jérôme Champagne, Scheich bin Ibrahim Al Chalifa aus Bahrain und Tokyo Sexwale aus Südafrika.
Über eine Ausweitung der Sperren für Platini und Blatter wird erst noch entschieden. Sollte Platini wider Erwarten freigesprochen werden, wäre eine Kandidatur für das Amt des FIFA-Präsidenten aber noch möglich.
Tiefer Korruptionssumpf
Ungeachtet dessen schreien diverse Dinge nach einer Aufklärung, die aber so schnell wohl nicht möglich sein wird. Blatter etwa berichtete über Absprachen bezüglich der Abstimmungen für die WM 2018 und 2022, während auch die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland ins Zwielicht geraten ist. Dabei geht es in erster Linie um eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro an die FIFA, deren Bestimmung bis heute nicht geklärt ist. Und das mittlerweile lebenslang gesperrte langjährige Exekutivkomitee-Mitglied Chuck Blazer erklärte, dass auch bei der Vergabe der WM 2010 nach Südafrika Bestechungsgelder geflossen seien.
Platini zieht Kandidatur zurück
Am 7. Januar 2016 zog der gesperrte UEFA-Boss Michel Platini seine Kandidatur bei der FIFA-Präsidentschaftswahl zurück. Er beteuert allerdings weiter seine Unschuld und werde gegen das Urteil der Ethikkommission gerichtlich vorgehen.
FIFA entlässt Jerome Valcke
Am 13. Januar entließ die FIFA-Ethikkommission mit Jerome Valcke den Generalsekretär. Der Franzose soll sich an den Ticketverkäufen bei mehreren WM-Endrunden bereichert haben. Zudem wird Valcke eine Zahlung an die von Jack Warner betreuten Verbände CONCACAF und CAF zum Verhängnis. Zeugen berichten außerdem, dass der Franzose bereits vor der offiziellen Wahl bestätigte, dass Katar die WM 2022 fix zugesprochen wird.
FIFA sperrt Wolfgang Niersbach
Im Juli 2016 wurde der ehemalige Präsident des deutschen Fußball-Bundes, Wolfgang Niersbach, für ein Jahr gesperrt. Er musste seine Ämter in der UEFA ebenfalls niederlegen.