Nicht wenige Experten sahen im Fehlen von Mario Gomez einen gewichtigen Grund für die deutsche Niederlage im Halbfinale der EM 2016 gegen Frankreich. Der Mittelstürmer, der sich zuvor im Verlauf der EURO ins Team gespielt und in vorderster Front nicht nur wegen seiner Tore beim 1:0 in der Vorrunde gegen Nordirland sowie beim 3:0 im Achtelfinale gegen die Slowakei überzeugt hatte, war im Halbfinale gegen den Gastgeber wegen einer eine Runde zuvor gegen Italien erlittenen Muskelverletzung ausgefallen, sodass Bundestrainer Joachim Löw in der Spitze über keinen gelernten Angreifer mehr verfügte. Thomas Müller, der während der EURO sehr unglücklich agierte, kam gegen gut verteidigende Franzosen kaum zum Zug und konnte nicht die körperliche Präsenz einbringen, wozu Gomez möglicherweise schon in der Lage gewesen wäre.
Um ein ähnliches Szenario bei de WM 2018 zu vermeiden, denkt Bundestrainer Löw darüber nach, einen weiteren echten Mittelstürmer zu nominieren. Wohl nicht zuletzt deshalb war Löw am vergangenen Wochenende unter den Zuschauern des Bundesliga-Spitzenspiels zwischen RB Leipzig und der TSG 1899 Hoffenheim. Löws Aufmerksamkeit galt dabei sicherlich Leipzigs Timo Werner, der beim 2:1-Sieg seiner Mannschaft sein elftes Saisontor erzielte, und Hoffenheims Sandro Wagner, der lange kaum zu sehen war, ehe er nach einer Stunde wegen eines rüden Foulspiels an Stefan Ilsanker mit Rot vom Platz musste.
Wagner passt besser ins System
Obwohl der 20-jährige Werner im direkten Duell sicher den besseren Eindruck hinterlassen hat, gilt der neun Jahre ältere Wagner doch als aussichtsreicherer Kandidat für eine Nominierung für die Nationalmannschaft. Grund dafür ist, dass Werner nicht den klassischen Mittelstürmer-Typus verkörpert. Vielmehr hat der 1,80 Meter große Angreifer seine Stärke vor allem in einer enormen Schnelligkeit und ist deshalb in einem System mit nur einer Spitze, wie es die DFB-Elf in der Regel praktiziert, trotz einer durchaus vorhandenen Kopfballstärke nicht optimal aufgehoben.
Wagner, der mit seinen 1,94 Metern körperlich extrem stark ist und diesen Vorteil auch einzusetzen weiß, hat in den letzten eineinhalb Jahren seit seinem Wechsel von Hertha BSC zum SV Darmstadt 98 und nun im vergangenen Sommer nach Hoffenheim in vergleichsweise hohem Fußballeralter noch eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen und darf sich durchaus mit Fug und Recht als “derzeit bester deutscher Stürmer“ bezeichnen. 2009 wurde Wagner mit der deutschen U21 an der Seite unter anderem von Manuel Neuer, Mats Hummels, Benedikt Höwedes, Mesut Özil oder Sami Khedira Europameister und steuerte beim 4:0 im Finale gegen England sogar zwei Tore bei. Während viele seiner damaligen Kollegen 2014 Weltmeister wurden, schaffte Wagner auf verschiedenen Stationen den großen Durchbruch nicht. Bis zum Wechsel nach Darmstadt, wo der selbstbewusste Stürmer maßgeblich am überraschenden Klassenerhalt der Lilien beteiligt war, ehe er nun in der laufenden Saison auch in Hoffenheim seine Leistung abrufen kann.
Zwei Länderspiele Ende März
Die erste Gelegenheit für eine Nominierung von Wagner und möglicherweise auch Werner bietet sich Bundestrainer Löw Ende März, wenn es zunächst am 22. März in einem Freundschaftsspiel in Dortmund gegen England geht, bevor vier Tage später im Rahmen der WM-Qualifikation der Auftritt in Aserbaidschan auf dem Programm steht.
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