222 Millionen Euro Ablöse für einen einzigen Fußballspieler waren noch vor wenigen Jahren absolute Utopie, doch nun wechselte Neymar just für diesen Betrag vom FC Barcelona zu Paris St. Germain. Dieser Transfer, der die nur ein Jahr alte Rekordablöse von Manchester United für Paul Pogba (105 Millionen Euro) pulverisierte, wirft indes auch eine Menge Fragen auf.
Natürlich die Frage nach den Gründen Neymars für den Abschied aus Barcelona und damit von einem der sicherlich besten Teams der Welt. Diese Frage scheint relativ schnell beantwortet werden zu können. Denn offenbar geht es dem 25-Jährigen neben der Aussicht auf einen Verdienst von 30 Millionen Euro netto pro Jahr auch darum, das Aushängeschild einer Top-Mannschaft zu werden, was in Barcelona an der Seite von Lionel Messi schlichtweg nicht möglich ist. Und in diesem Zusammenhang gilt es auch als sehr großes Ziel Neymars, bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres möglichst bald ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Den goldenen Ball, den es für diese Auszeichnung gibt, glaubt Neymar offenkundig besser als Superstar von PSG gewinnen zu können als als Nebenmann von Messi und auch Luis Suarez bei Barca.
Qatar Sports Investments finanziert die Ablöse
Pikant ist die Frage danach, wer tatsächlich für die Ablöse aufgekommen ist. Gemäß den Statuten des Spanischen Fußballverbandes muss in jedem Spielervertrag eine Ausstiegsklausel enthalten sein, die allerdings nur der Spieler selbst ziehen kann und im Zuge dessen die festgelegte Ablöse bezahlen muss. Deshalb lehnte der Spanische Verband vor dem endgültigen Abschluss des Neymar-Transfers auch die Ablösezahlung aus Paris ab. Erst als Neymars Anwälte die 222 Millionen Euro hinterlegten, gab es grünes Licht.
Dass die Ablöse aber tatsächlich aus Neymars Tasche stammt, darf man getrost als äußerst unwahrscheinlich bezeichnen. Und dass PSG Neymar zunächst die Summe überwiesen hat, ist aufgrund von Steuerrichtlinien ebenfalls nahezu auszuschließen, wäre Neymar dadurch doch nochmals um einiges teurer geworden. Wie genau die Geldflüsse waren, muss nun die UEFA aufklären, auch im Hinblick auf das Financial Fairplay, dessen Regeln PSG mit der Neymar-Ablöse vermutlich kaum einhalten könnte.
Letztlich ist es ein offenes Geheimnis, dass das Geld aus dem katarischen Staatsfond Qatar Sports Investments stammt, das dafür Neymar als Botschafter für die WM 2022 verpflichtet hat. Weil Qatar Sports Investments gleichzeitig Eigentümer von PSG ist, erübrigen sich eigentlich weitere Nachfragen.
PSG erhofft sich mit dem Transfer steigende Einnahmen im Trikot-Bereich. Auf die Verkäufe der Brasilien Trikots könnte sich der Wechsel von Neymar ebenfalls auswirken.
Färbt Neymars Glanz wirklich ab?
Bleibt nur abzuwarten, ob die Pläne Katars mit Neymar aufgehen. Diese sind auf jeden Fall auch als Versuch zu werten, das eigene Image aufzupolieren und so aus der politischen Isolation herauszukommen, die seit dem Abbruch aller diplomatischen Beziehungen durch die arabischen Nachbarn Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und der Vereinigten Arabischen Emirate nun schon seit Juni währt. Den Vorwurf, Katar würde aktiv den Terrorismus unterstützen, wird Neymar freilich ebenso wenig entkräften können wie die Gerüchte um eine unsaubere Vergabe der WM 2022. Und alleine der brasilianische Superstar wird auch nichts an der kritischen Berichterstattung über die zum Teil unwürdigen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen ändern können.
Bis zur Endrunde in Katar sind es immerhin auch noch rund 5 Jahre, zuvor wird die WM 2018 in Russland über die Bühen gehen. Auch dieses Turnier hat im Vorfeld mit Problemen zu kämpfen, so wie die meisten Endrunden der jüngeren Vergangenheit.