Auch zwei Monate nach der Niederlage in den WM Quali Play-offs gegen Schweden und der dadurch verpassten Endrunde 2018 steht die italienische Nationalmannschaft ohne Trainer da. Und aller Voraussicht nach wird dieser Zustand auch noch einige Zeit anhalten. Der scheidende Fußball-Verbandschef Carlo Tavecchio, dessen Amtszeit am 29. Januar zu Ende geht, erklärte nun gegenüber der Nachrichtenagentur Ansa, dass die Trainerfrage wohl erst im Sommer geklärt wird.
“Ich glaube nicht, dass es bis zum Ende meiner Amtszeit einen neuen Nationaltrainer geben wird. Nach Italiens WM-Aus habe ich Kontakte zu Trainern in halb Europa aufgenommen. Vor Juni kann niemand das Angebot annehmen, weil alle bereits unter Vertrag stehen. Es ist schwierig, einen Vertrag vor Juni zu unterzeichnen“, so Tavecchio, der nach dem Rücktritt von Gian Piero Ventura dem Vernehmen nach unter anderem bei Carlo Ancelotti angefragt haben soll. Ancelotti allerdings lehnte das Angebot wenige Wochen nach seiner Entlassung beim FC Bayern München ab und sieht seine Zukunft allem Anschein nach weiter im Klubfussball. Aktuell gibt es Gerüchte, dass der 58-Jährige im Sommer Arsene Wenger beim FC Arsenal beerben könnte.
Schwierige Testspiele Ende März
Die Suche nach einem neuen Trainer obliegt wohl Tavecchios bisher noch nicht bekanntem Nachfolger, der am 29. Januar bestimmt werden soll. Bis auf Weiteres wird wohl mit Luigi di Biagio der Trainer der U21-Auswahl auch die A-Nationalelf trainieren und auch bei den für Ende März geplanten Testspielen 2018, die es durchaus in sich haben, in verantwortlicher Position auf der Bank sitzen. Zunächst trifft die Squadra Azzurra dann am 23. März in Basel auf die Auswahl Argentinien und vier Tage später ist Italien zu Gast in England, wo es in Wembley gegen die Three Lions geht.
Nicht gänzlich ausgeschlossen, dass di Biagio mit guten Ergebnissen Chancen auf eine dauerhafte Ernennung zum Cheftrainer hat, auch wenn die Erfahrung des 46 Jahre alten Ex-Profis bisher eher überschaubar sind. Nach seiner aktiven Karriere, während der di Biagio 31 Länderspiele bestritt und von 1998 bis 2002 auch an drei großen Turnieren teilnahm, war der frühere Mittelfeldspieler zunächst im Jugendbereich und unterklassig als Trainer tätig, ehe er 2011 die U20-Nationalmannschaft übernahm und seit 2013 für die U21 verantwortlich zeichnet.
Ranieri ein Kandidat – Tommasi mit Außenseiterchancen?
Als Kandidat auf den Nationaltrainerposten gilt unter anderem auch Claudio Ranieri, der derzeit den FC Nantes trainiert und beim französischen Erstligisten noch einen Vertrag bis 2019 besitzt. Andere renommierte italienische Trainer wie Ex-Nationalcoach Antonio Conte (FC Chelsea), Massimiliano Allegri (Juventus Turin) oder Luciano Spalletti (Inter Mailand) sind derweil offenbar nur bedingt am vakanten Trainerjob beim Verband interessiert. Diskutiert wird deshalb auch über Damiano Tommasi, der aktuell Präsident der Spielergewerkschaft AIC ist und keine Erfahrung als Trainer besitzt. Sollte die Wahl dennoch auf Tommasi, der zwischen 1998 und 2003 25 Mal für Italien auflief, wäre dies definitiv eine große Überraschung.