Es war nach dem Scheitern in der Qualifikation zur WM 2018 in Russland nicht mehr die ganz große Überraschung, dass Marcel Koller keine Zukunft als Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft hat. Nun gab der österreichische Fußballverband ÖFB auch offiziell bekannt, dass der am Ende des Jahres auslaufende Vertrag mit dem Schweizer Fußball-Lehrer nicht mehr verlängert wird.
Nachdem schon das Vorrunden-Aus bei der EM 2016 in Frankreich, wohin die Auswahl der Alpenrepublik als eine Art Geheimfavorit gereist ist, eine Enttäuschung war, scheiterte Österreich in einer keineswegs mit übermächtigen Gegnern gesetzten Qualifikationsgruppe unter anderem an Serbien, Irland und Wales. Im WM Eröffnungsspiel wird man Österreich somit leider nicht zu sehen bekommen.
Koller-Aus besiegelt
Nach sechs Jahren wird Koller bei den noch ausstehenden und letztlich unbedeutenden Qualifikationsspielen gegen Serbien (6. Oktober) und in Moldawien (9. Oktober) noch auf der Bank sitzen, ehe dann mit einem neuen Coach die Qualifikation für die EM 2020 in Angriff genommen werden soll. Die Suche nach einem neuen Trainer hat hinter den Kulissen bereits begonnen, wobei es offiziell aber noch keine Stellungnahme zu den nicht wenigen, gehandelten Kandidaten gibt.
ÖFB-Präsident Leo Windtner machte aber deutlich, dass es keine Schnellschüsse geben wird und der neue Trainer weniger verdienen soll als Koller, dessen Jahresgehalt auf rund 1,5 Millionen Euro taxiert wird. Insbesondere auch deshalb, weil die enttäuschenden Auftritte der jüngeren Vergangenheit sowohl Zuschauer- als auch Sponsoringeinnahmen gekostet haben.
Das vergleichsweise geringe Budget sorgt dafür, dass man einige der in der Gerüchteküche gehandelten Kandidaten praktisch direkt wieder streichen kann. Dass Thomas Tuchel, der über kurz oder lang wieder bei einem Top-Klub landen dürfte, darüber hinaus auch nicht das ganz große Interesse am Nationaltrainerjob in Österreich haben dürfte, verstehen sich indes auch ungeachtet der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von selbst.
Und auch Matthias Sammer, der von verschiedener Seite ins Gespräch gebracht wurde, ist wohl kein realistisches Thema. Dagegen könnte Andreas Herzog tatsächlich zum engeren Kreis zählen. Der 47-Jährige, der bis zum Herbst als Co-Trainer von Jürgen Klinsmann in den USA arbeitete, wurde schon in der Vergangenheit mehrfach diskutiert und hat auch jetzt wieder sein Interesse signalisiert.
Weitere Kandidaten wie Peter Stöger (1. FC Köln) und Franco Foda (Sturm Graz) stehen andernorts unter Vertrag und werden kaum zu haben sein.
Kommt auch ein neuer Sportdirektor?
Möglicherweise wird vor einem neuen Trainer aber zunächst noch ein neuer Sportdirektor installiert. Denn übereinstimmenden Medienberichten zufolge steht Willi Ruttensteiner in dieser Funktion auf der Kippe. Im Rahmen der für das Koller-Aus entscheidenden ÖFB-Präsidiumssitzung wurde auch Ruttensteiner stark in Frage gestellt.
Bemerkenswert ist indes, dass der seit 1999 für den ÖFB tätige Ruttensteiner das Anforderungsprofil für den neuen Teamchef erstellt. Ob er dann aber auch noch an der Entscheidungsfindung beteiligt sein wird, ist aktuell fraglich.