Am vergangenen Wochenende ist in Österreich der Traum von der ersten WM-Teilnahme seit 1998 wohl endgültig zerplatzt. Anstatt wie erhofft mit sechs Punkten die Chancen auf die Endrunde im nächsten Sommer in Russland zu wahren, holte die ÖFB-Auswahl aus den Spielen in Wales (0:1) und zu Hause gegen Georgien (1:1) nur einen völlig enttäuschenden Zähler.
Der Gruppensieg und damit das direkte WM-Ticket ist bei neun Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Serbien schon jetzt nicht mehr möglich und um noch als Zweiter in die Play-offs zu rutschen, müsste schon alles optimal laufen. Am 6. Oktober in Wien gegen Serbien, das dann mit einem Erfolg die WM-Quali perfekt machen könnte, und drei Tage später in Chisinau gegen Moldawien muss Österreich auf jeden Fall gewinnen, um noch hoffen zu dürfen. Gleichzeitig müssten sich aber Irland und Wales am letzten Spieltag unentschieden trennen und beide müssten in der vorletzten Runde gegen Moldawien (Irland) und in Georgien (Wales) verlieren. Ein wenig realistisches Szenario, sodass man sich in Österreich schon jetzt Gedanken darüber machen kann, wie es langfristig weitergeht – und das vor allem mit Blick auf die EM 2020.
EM 2016 kostet viel Reputation
Vieles spricht schon jetzt dafür, dass die Zeit von Marcel Koller als Teamchef spätestens mit den beiden Spielen im Oktober nach dann rund sechs Jahren zu Ende gehen wird. Nach der Qualifikation für die EM 2016 noch als Volksheld gefeiert, hat Koller das enttäuschende Vorrunden-Aus in Frankreich samt einiger umstrittener Personal- und Taktik-Entscheidungen schon jede Menge Reputation gekostet. Und nach der in einer zwar ausgeglichenen, aber nicht übermächtig erscheinenden Gruppe verpassten WM dürfte der Schweizer nun nicht mehr zu halten sein.
Nach dem Remis gegen Georgien ließ der 56 Jahre alte Fußball-Lehrer seine Zukunft zunächst aber noch völlig offen: “Ich möchte mir zuerst ein paar Gedanken machen, was gut und was schlecht ist – zumindest von meiner Seite. Ich weiß noch nicht einmal von ÖFB-Seite, was sie möchten. Da müssen wir uns erst zusammensetzen.“ Laut divesen Medienberichten wird Koller wohl nicht mehr im Österreich Trikot zu sehen sein.
Klarheit bis Oktober
Koller, der Gerüchte über andere Angebote von Vereinen und Verbänden zurückwies, möchte bis zu den Spielen im Oktober Klarheit haben und dürfte diese auch bekommen. Wie der ÖFB durchblicken ließ, könnte dann schon der neue Coach auf der Bank sitzen und Koller würde wohl anderweitig verabschiedet werden.
Und alles andere als ein Ende von Kollers Amtszeit wäre trotz der fraglos vorhandenen Dienste überraschend, zumal die Stimmung rund um die ÖFB-Auswahl seit Monaten alles andere als gut ist und den Fans der Glaube an die Mannschaft abhanden gekommen ist.
Das wissen natürlich auch ÖFB-Präsident Leo Windtner und Sportdirektor Willi Ruttensteiner, die in einem Gespräch mit Koller sicherlich zunächst die jüngere Vergangenheit aufarbeiten und dann eine Entscheidung treffen werden. Der Ausgang scheint schon jetzt klar.