Bei der 1:4-Niederlage in Deutschland hat die italienische Nationalmannschaft im letzten Testspiel vor der Nominierung des Kaders für die EM 2016 eine enttäuschende Leistung abgeliefert, die ein Stück weit aber durch das Fehlen mehrerer Leistungsträger entschuldigt werden konnte, was freilich auf der anderen Seite auch für die deutsche Mannschaft galt. (Wirf einen Blick auf unseren EM 2016 Testspielkalender)
Eine starke Defensive reicht nicht
Deutlich wurde bei der Pleite in der Münchner Allianz Arena, warum Italien anders als Deutschland, Frankreich und Spanien nicht zu den absoluten Gewinn auf den EM-Titel zählt. Es mangelt der Squadra Azzurra schlichtweg an individueller Qualität im Mittelfeld und im Angriff. Und nur eine starke Defensive reicht gegen Gegner von höchstem Niveau eben nicht aus, wie die Partie in Deutschland unschwer erkennen ließ und zuvor auch schon die Spiele von Juventus Turin, das quasi die komplette Defensive der Nationalmannschaft stellt, gegen den FC Bayern München belegten.
Auf Nationaltrainer Antonio Conte wartet in jedem Fall bis zum Turnierstart noch einiges an Arbeit. Immerhin ist nun die Zukunft des ehemaligen Mittelfeldspielers, der nach der WM 2014 die Nachfolge von Cesare Prandelli angetreten hat, geklärt. Anfang der Woche gab der FC Chelsea die Verpflichtung Contes bekannt, die freilich schon lange keine Überraschung mehr war. Conte unterschrieb bei den in dieser Saison schwächelnden Blues einen Vertrag bis 2019 und soll das mit Stars gespickte Team, das als Vorjahresmeister sogar die Europa League zu verpassen droht, zur alter Stärke führen.
Turnierwetten zur EM 2016
Keine einfache Aufgabe auch unter dem Aspekt, dass Conte bei einem erfolgreichen Verlauf der EM 2016 seinen Dienst an der Stamford Bridge erst relativ spät wird antreten können. Man darf aber davon ausgehen, dass die Drähte zwischen London und Frankreich auch während der EM glühen werden, um die Transferaktivitäten abzusprechen.
Conte-Nachfolge: Eine Absage nach der anderen
Unterdessen läuft beim italienischen Verband hinter den Kulissen die Suche nach einem Nachfolger für Conte, die schon allein deshalb drängt, weil kurz nach der EURO schon im September die Qualifikation für die WM 2018 beginnt.
Einfach wird es aber offenkundig nicht, einen Top-Trainer zur Nationalelf zu lotsen. Mit Claudio Ranieri vom englischen Überraschungsspitzenreiter Leicester City, dem seit seinem Aus bei der russischen Nationalelf arbeitslosen Fabio Capello und Roberto Donadoni vom FC Bologna haben drei heiß gehandelte Kandidaten bereits mitteilen lassen, dass kein Interesse besteht.
Und dass der Verband dem mittlerweile 77 Jahre alten Giovanni Trapattoni, der schon zwischen 2000 und 2004 in der Verantwortung stand, zu einem Comeback verhilft, erscheint eher fraglich. Bereit für den Job würde sich Trapattoni aber fühlen. In einem Radio-Interview bot sich der erfahrene Coach an: „Wenn mich der Fußballverband rufen würde, wäre ich darüber froh, denn ich habe große Erfahrung. Ohne hochmütig klingen zu wollen: Ich fühle mich fit und habe einen klaren Kopf.“
Bild: Wikimedia, Clément Bucco-Lechat (CC BY-SA 3.0)