Mit der 0:3-Niederlage in Brasilien am letzten Spieltag der südamerikanischen WM-Qualifikation hat die chilenische Nationalmannschaft die WM 2018 verpasst. Die Roja rutschte aufgrund des argentinischen Sieges in Ecuador und des 1:1-Unentschiedens zwischen Peru und Kolumbien auf den letzten Drücker auf den sechsten Platz ab und darf somit nicht einmal in den interkontinentalen Play-offs starten, die nun Peru gegen Neuseeland bestreitet, was sicherlich keine unlösbare Aufgabe darstellt.
Está bien sentir tristeza, pero siempre agradecer la valentía de este gran grupo.
¡Con la frente en alto, Bicampeones!
¡VIVA CHILE 🇨🇱 ! pic.twitter.com/usdmEzzpfh
— Selección Chilena (@LaRoja) October 11, 2017
In Chile herrscht dagegen Tristesse, nicht zuletzt wegen der Kuriosität, dass das WM-Aus letztlich auch auf einen eigenen, erfolgreichen Protest gegen die Wertung des Spiels vom September 2016 gegen Bolivien zurückzuführen ist. Dieses eigentlich torlos verlaufene Spiel wurde am grünen Tisch mit 3:0 für Chile gewertet, das dadurch zwei Punkte gut machte. Gleichzeitig allerdings wurde auch der bolivianische 2:0-Erfolg fünf Tage zuvor über Peru in ein 0:3 umgewandelt. Peru erhielt somit drei eigentlich verlorene Punkte und landete nun punktgleich sowie mit der um lediglich zwei Treffer bessere Tordifferenz vor Chile.
Schwächephase Anfang September ausschlaggebend
Verspielt hat Chile die zuvor zum Greifen nahe Teilnahme an der WMaber unter dem Strich weder durch diesen Protest noch durch die Niederlage gegen das bereits fixe WM Team aus Brasilien, sondern vielmehr am Doppelspieltag Anfang September. Innerhalb von vier Tagen wurde zunächst zu Hause mit 0:3 gegen Paraguay und dann mit 0:1 in Bolivien verloren – also gegen Teams, die schon zu diesem Zeitpunkt keine oder allenfalls noch geringe Chancen auf ein WM-Ticket hatten.
Das unerwartete Aus des Südamerika-Champions von 2015 und 2016 hat nun aller voraussichtlich nach gravierende Folgen. Während Trainer Juan Antonio Pizzi die Verantwortung übernommen und seinen Rücktritt angeboten hat, wird auch ein Umbruch in der Mannschaft kaum zu vermeiden sein.
Arturo Vidal, der das Gruppenfinale in Brasilien gelbgesperrt verpasste, hat kurz mit einem Rücktritt spekuliert. Der Profi des FC Bayern München hat sich zwar noch nicht definitiv erklärt, doch einige Verlautbarungen auf Twitter und Aussagen in jüngerer Vergangenheit, sich nach der WM 2018 auf den Verein konzentrieren zu wollen, lassen keinen anderen Schluss zu als dass Vidal beim 2:1-Sieg gegen Ecuador am vorletzten Qualifikationsspieltag zum letzten Mal das Trikot der Roja getragen hat.
Viele Leistungsträger über den Zenit hinaus
Neben Vidal könnten sich weitere Akteure der sogenannten Goldenen Generation aus der Nationalmannschaft verabschieden. Torwart Claudio Bravo (34), die Defensivkräfte Gonzalo Jara (32) und Jean Beausejour (33) sowie die Mittelfeldspieler Marcelo Diaz (30), Jorge Valdivia (33), Gary Medel (30) und Francisco Silva (31) werden tendenziell alle für eine mögliche WM-Teilnahme 2022 in Katar nicht mehr in Frage kommen. Und selbst Spieler wie Alexis Sanchez (28) und Eduardo Vargas (27), die sich aktuell noch im besten Fußballer-Alter befinden, könnten dann über ihren Zenit hinaus sein.
Chile steht somit ein Neuaufbau bevor, der mit Blick auf die bislang wenigen wirklich hochkarätigen Talente nicht einfach wird. Einer stolzen Fußballnation scheint ein steiniger Weg bevorzustehen.