Bundestrainer Joachim Löw dürfte vom Großteil seiner Amtskollegen, die selbst bei vielen anderen großen Fußballnationen nur schwerlich elf Spieler von internationaler Klasse aufbieten können, ziemlich beneidet werden, verfügt Deutschland doch über ein enormes Reservoir an Fußballern mit hoher individueller Klasse und immer neue Talente rücken nach.
Nur logisch ist, dass im Zuge dieser Entwicklung ehemalige Shooting-Stars ein wenig aus dem Rampenlicht geraten, insbesondere wenn die Leistungen nicht mehr stimmen. Bei zwei Spielern, die vor nicht allzu langer Zeit noch fest zum Kreis der Nationalmannschaft gehörten, ist dies der Fall, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen.
Kramer nicht mehr in WM-Form
Zum einen bei Christoph Kramer, der bei der WM 2014 eine überraschende Entwicklung vom Ergänzungsspieler bis zur Startelf im Finale durchmachte, dann aber noch vor der Pause nach einem Zusammenstoß mit einer Gehirnerschütterung ausgewechselt werden musste. Nichtsdestotrotz ist der heute 25-Jährige Weltmeister, was freilich nichts daran ändert, dass der im Sommer von Bayer Leverkusen zu Borussia Mönchengladbach zurückgekehrte Mittelfeldmann schon seit längerem bei Bundestrainer Löw keine Berücksichtigung mehr findet. Zum einen ist die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld unter anderem mit Toni Kroos, Sami Khedira oder dem nun verletzten Ilkay Gündogan zu groß, zum anderen stimmten aber auch Kramers Leistungen seit der WM nur noch selten. In “Bild“ hakte Kramer für sich das Thema DFB nun etwas überraschend sogar ab: “Die Nationalmannschaft war immer ein Träumchen, das habe ich dann mal erlebt. Aber in meinem Kopf spielt die Nationalmannschaft keine Rolle mehr.“
Badstuber vor Winter-Wechsel
Freilich ist Kramer noch jung genug, um das Comeback mit dem Adler auf der Brust zu schaffen und dann dürften seine Aussagen schneller überholt sein als sie nun getroffen wurden. Ebenfalls noch nicht zum alten Eisen gehört Holger Badstuber, der aber eine beispiellose Verletzungsmisere hinter sich hat. Als etablierter Nationalspieler mit immerhin 30 Länderspielen, denen seitdem nur noch ein Einsatz im März 2015 beim 2:2 im Test gegen Australien folgte, riss sich Badstuber im November 2012 im Top-Spiel gegen Borussia Dortmund das Kreuzband. Einen weiteren Kreuzbandriss sowie einen im Februar 2016 erlittenen Bruch des Sprunggelenkes später ist Badstuber nun zwar wieder fit, spielt in den Planungen des FC Bayern München für den Moment aber nur eine untergeordnete Rolle.
Die Münchner wollen den 2017 auslaufenden Vertrag mit ihrem Eigengewächs zwar verlängern, Badstubers Wunsch nach einer Veränderung aber auch nachkommen, wobei vieles für ein Leihgeschäft spricht. Interessenten gibt es für den 27-Jährige einige. Während aus der englischen Premier League Manchester City und Swansea City um Badstuber werben, gilt auch ein Wechsel innerhalb der Bundesliga als möglich. Auf jeden Fall wäre damit die Hoffnung verbunden, endlich wieder dauerhaft zu spielen und vor allem gesund zu bleiben. Ist beides der Fall und Badstuber knüpft an seine einstigen Leistungen an, könnte der Weg fraglos auch in die Nationalmannschaft zurückführen.