Nach gut eineinhalb Jahren und 17 Spielen unter seiner Leitung musste Danny Blind Ende März kurz nach einer 0:2-Niederlage in Bulgarien seinen Posten als niederländischer Nationaltrainer schon wieder räumen. Die einstmals führende Fußballnation, die nach der EM 2016 mit der WM 2018 das zweite große Turnier in Folge zu verpassen droht, hat sich anschließend rund sechs Wochen Zeit gelassen, ehe der Nachfolger der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Mit Dick Advocaat übernimmt ein alter Bekannter das Kommando und soll retten, was angesichts von nur sieben Punkten aus den ersten fünf Spielen vielleicht schon nicht mehr zu retten ist. Der 69-Jährige, der aktuell noch Trainer von Fenerbahce Istanbul ist, tritt Anfang Juni seine dritte Amtszeit als Bondscoch (zuvor von 1992 bis 1995 und von 2002 bis 2004) an.
Erstmals auf der Bank sitzen wird Advocaat am 9. Juni bei der Pflichtaufgabe gegen Luxemburg. Am 31. Mai und am 4. Juni, wenn die Niederlande in Marokko und gegen die Elfenbeinküste testet, steht dagegen noch Interimscoach Fred Grim in der Verantwortung, weil Advocaat dann noch in der türkischen Süper Lig ran muss.
Vertrag bis zum Ende der WM-Qualifikation
Advocaat, der auf Ruud Gullit als Assistent vertraut, erhielt zunächst nur einen Vertrag bis November, also bis zum Ende der WM-Qualifikation. Gelingt es der Elftal, das Ticket für Russland zu lösen, verlängert sich Advocaats Arbeitspapier bis zum Ende der WM 2018. Danach dürfte erneut ein neuer Trainer das Zepter übernehmen, den dann voraussichtlich Louis van Gaal auswählen soll. Der ehemalige Bondscoach soll zum starken Mann im niederländischen Verband KNVB werden und der Nationalmannschaft zu alter Stärke verhelfen.
Dass van Gaal dem Vernehmen nach lieber an Blind festgehalten hätte, passt indes zur verfahrenen Situation. Ebenso, dass andere niederländische Trainer wie Frank de Boer (zuletzt bei Inter Mailand) oder Ronald Koeman (FC Everton) kein Interesse am Nationaltrainer-Posten zeigten. Und auch weitere Kandidaten wie Fred Rutten und Henk ten Cate, die als Doppellösung vorgesehen waren, sagten ab.
Endspiel gegen Schweden?
Nach dem vermutlich relativ lockeren Auftakt gegen Luxemburg wird es für Advocaat und die Elftal zum Start in die neue Saison gleich richtig Ernst. Am 31. August steht das Gastspiel in Frankreich an, wo nur ein Sieg die letzte kleine Chance auf Gruppenplatz eins und die direkte Qualifikation für die WM wahren würde.
Ein realistischeres Ziel ist freilich der zweite Platz, um dann über die WM Quali Play-offs noch das Ticket zu lösen Dafür muss die Niederlande aber an Schweden, das drei Punkte mehr auf dem Konto hat, und an Bulgarien mit aktuell zwei Zählern mehr vorbeiziehen. Weder in Frankreich noch an den finalen drei Spieltagen gegen Bulgarien, in Weißrussland noch gegen Schweden darf sich die Elftal somit Ausrutscher erlauben. Denkbar, dass die Partie am 10. Oktober zu Hause gegen Schweden zu einem Endspiel im die Play-offs wird.