Stuttgart ist für viele Dinge bekannt: Gutes und zünftiges Essen, die Sparsamkeit der Hausfrauen der Region, einen Autobauer von luxuriösen Karossen und den Sport. Mit dem VfB Stuttgart spielt einer der großen Traditionsvereine in der schwäbischen Metropole. Er hat den deutschen Fußball auch schon mehrfach international vertreten.
So war es nach dem Zuschlag der EM 2024 nach Deutschland keine echte Frage, dass auch das Stadion des VfBs Austragungsort des Turniers sein würde, wenn in den Sommermonaten des Jahres der Ball rollt. Wir stellen dir hier die heutige Mercedes-Benz Arena vor, die nach dem erwähnten Autobauer benannt ist. Überraschender Weise geschah dies angeblich gegen seinen Willen, aber der Reihe nach. Mehr zu den EURO-Tickets 2024 haben wir dir ebenfalls verlinkt.
Die Stuttgart Arena: Die wichtigsten Infos zum EURO 2024 Stadion
- Eröffnet: 23. Juli 1933
- Kapazität: 50.998 Plätze
- Kosten: insgesamt ca. 150 Millionen Euro
- EM-Spiele: 4 Gruppenspiele, 1 EM-Viertelfinale
Hier findest du eine Übersicht mit allen zehn EURO Stadien 2024.
Die Geschichte der Mercedes-Benz Arena in Stuttgart
1933 sollte Stuttgart das deutsche Turnfest ausrichten. 1929 wurde deshalb beschlossen, dass zu diesem Zweck ein neues Stadion entstehen sollte. Dieses trug von 1929 bis 1933 den Arbeitsnamen Stuttgarter Kampfbahn. Zur tatsächlichen Eröffnung im Rahmen des Turnfestes erhielt es allerdings die Bezeichnung Adolf-Hitler-Kampfbahn. Der Namensgeber befahl zudem einen umfangreichen Ausbau. Statt 35.000 Zuschauer wie bislang sollte es künftig 70.000 Zuschauer fassen. Dieser Ausbau wurde 1935 abgeschlossen. 1939 schauten 60.000 Menschen in der Arena einen Boxkampf – bis heute ist dies die größte Zuschauerzahl, die dieser Sport in Deutschland je hatte.
Nach dem Krieg benannten die Alliierten die Arena erst in Century Stadium und dann in Kampfbahn um. 1949 wurde der Name einmal mehr geändert. Fortan hieß die Anlage Neckarstadion. Bis 1993 sollte sie diese Bezeichnung behalten. 1949 fand das Endspiel der deutschen Meisterschaft in dem Stadion statt, das den Krieg überraschend gut überstanden hatte. 92.000 Menschen sahen die „Hitzeschlacht von Stuttgart“. Ein Jahr später verfolgten 103.000 Menschen das erste Länderspiel der neuen deutschen Nationalmannschaft (gegen die Schweiz).
In den 1950er Jahren gab es erste Umbauten, da deutlich mehr Menschen in die Arena kamen als ursprünglich vorgesehen war. Dadurch geschah etwas Kurioses – es fand faktisch ein Ausbau statt, durch den sie die bis dahin praktizierte Kapazität aber reduzierte. Künftig konnten 97.500 Menschen kommen. Diese fanden aber sichere Plätze. 80.000 Menschen besuchten das Stadion, um 1959 das Endspiel des Europapokals der Landesmeister zu sehen. Drei Jahre später war auch das Finale des Europapokals der Pokalsieger an der Neckar zu Gast.
Vor der WM 1974 gab es erneut große Umbauarbeiten und Modernisierungen, um die Arena tauglich für eine Weltmeisterschaft zu machen. Beispielsweise entstand eine komplett neue Haupttribüne. Die Kapazität sank auf etwa 70.000 Plätze, die bei den vier WM-Spielen in Stuttgart voll besetzt waren. Zwei Jahre später richtete Stuttgart das erste Freiluftkonzert der Geschichte auf deutschem Boden aus. Unter anderen spielten die Rolling Stones statt.
In den 1980er Jahren gab es weitere Umbauten und Modernisierungen. Stuttgart bekam als erstes deutsches Stadion eine Vollmatrix-Farb-Leinwand. Wieder kehrte der Vorläufer der heutigen Champions League für das Finale in die schwäbische Metropole zurück – damals schrieb man das Jahr 1988. Damals war Stuttgart auch unter den Austragungsorten für die EM, die wenige Wochen später in Deutschland ausgetragen wurde. Ein Jahr später durfte der VfB zudem eines der beiden UEFA-Pokalendspiele in der eigenen Arena austragen – er verlor allerdings trotzdem insgesamt gegen den SSC Neapel.
Mehrere große Umbauten
Zu Beginn der 1990er Jahre gab es abermals große Umbauten. Alle Stehplätze wurden in Sitzplätze umgewandelt. Es war der Autobauer Daimler-Benz, der das Ganze wesentlich mit mehr als zehn Millionen DM finanzierte. Der Konzern verstand es als Spende für die gute Sache – nämlich zur Förderung des Profi-Sports in der Stadt. Diese wollte dennoch gemeinsam mit dem VfB die Arena zum Dank umbenennen. Sie sollte fortan Gottlieb-Daimler-Stadion heißen. Der Mercedes-Bauer lehnte offiziell erst einmal ab, weil das Geld ohne Bedingungen gegeben worden sei, stimmte allerdings in einem schon 1992 geschlossenen Geheimvertrag zu. Was auch immer konkret passierte: Sicher ist, dass das Stadion ab 1993 den Namen des Gründers des Konzerns trug.
Für die WM 2006 wurde die Arena nochmals modernisiert sowie umgebaut. Sie erlangte ihre heutige Kapazität. Die Umbauten zogen sich so lang, dass Stuttgart als Gastgeber des Confed Cups 2005 ausschied. Während der WM gab es sechs Spiele im Gottlieb-Daimler-Stadion: vier Partien der Vorrunde, ein Achtelfinale und das Spiel um Platz 3, das Deutschland mit 3:1 für sich entschied. Zwischen 2008 und 2011 wurde die Arena zum reinen Fußballstadion umgebaut. Die Laufbahn für Leichtathletikveranstaltungen verschwand. Mit Beginn der Bauarbeiten erfolgte die Umbenennung in Mercedes-Benz-Arena. Dieses Mal war klar, dass der Autobauer dies auch wollte und dafür bezahlte.
Das ist der EM 2024 Spielort Stuttgart
Stuttgart zählt etwa 635.000 Einwohner. Die schwäbische Metropole ist die größte Stadt Baden-Württembergs. Hier sitzt zugleich die Landesregierung. Deutschlandweit ist Stuttgart die sechstgrößte Stadt. Sie zählt zur deutschen Metropolregion Stuttgart (2,8 Millionen Einwohner) und europäischen Metropolregion Stuttgart mit 5,3 Millionen Einwohnern. Im Fußball muss sich der VfB die Sympathien in der Stadt mit den Stuttgarter Kickers teilen.
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