Dass die EM 2021 anders aussehen wird als alle bisherigen Europameisterschaften war schon lange klar. Schließlich heißt sie nicht ohne Grund noch immer offiziell EURO 2020. Sie musste wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben werden. Aber auch zwölf Monate später war diese noch immer nicht überwunden. Allerdings forderte die UEFA, dass die Spiele mit Zuschauern im Stadion ausgetragen werden können. Bilbao, das eigentlich als spanischer Gastgeber des Turniers vorgesehen war, konnte diese Versicherung jedoch nicht geben.
Der Kontinentalverband entschied sich in der Folge, die baskische Stadt als Austragungsort zu streichen. Stattdessen erhielt Sevilla den Zuschlag für die Spiele, die in Bilbao stattfinden sollen. Die andalusische Regionalregierung versprach, dass die eigene Arena zumindest zu 30 Prozent ausgelastet werden könne. Von den drei Stadien Sevillas wurde deshalb das Olympiastadion bzw. das Estadio Olimpico de Sevilla ausgewählt, weil dieses die größte Kapazität besitzt.
Es ist zudem die modernste Anlage der Stadt, die sich außerdem durch einige architektonische Besonderheiten auszeichnet. Die Membran auf dem Ringseildach ist beispielsweise in Zick-Zack geformt, was auf TV-Bildern gut zu erkennen ist.
Olympiastadion von Sevilla: die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Eröffnet: 05.05.1999
- Kapazität: 57.619 Plätze
- Kosten: 120 Millionen Euro
- EM-Spiele: 3 Gruppenspiele, 1 Achtelfinale
Die Geschichte des Estadios Olimpico de Sevilla
Sevilla träumte in den 1990er Jahren davon, Olympische Spiele auszutragen. Konkret hatte die andalusische Stadt ein Auge auf die Sommerspiele 2004 geworfen. Um das IOC zu überzeugen, entschied man sich dafür, ein neues Stadion zu bauen. Die beiden vorhandenen Arenen, die als Heimstätten für den FC Sevilla und Betis dienen, wurden als ungeeignet erachtet. 1997 begannen deshalb die Bauarbeiten für das Olympiastadion. Das IOC, das seinerseits ebenfalls den Bau vehement gefordert hatte, enttäuschte aber bekanntlich die Hoffnungen Sevillas. Die Olympischen Spiele 2004 gingen nach Athen und nicht in die spanische Metropole.
Der Bau wurde dennoch fortgesetzt. Dabei wurde nachlaufend aber sichergestellt, dass die Arena den Anforderungen der Kategorie 4 der UEFA genügen würde. Dies ist notwendig, wenn in einem Stadion Endspiele der Europa League oder Champions League ausgetragen werden sollen – oder eben auch eine Europameisterschaft.
Eingeweiht wurde die Arena mit einer Partie zwischen Spanien und Kroatien (3:1). Danach war vor allem die Leichtathletik zu Gast. Lange wusste man aber nicht so recht, was man mit dem Olympiastadion anfangen sollte. Regelmäßig ist hier nur der Sevilla Marathon zu Gast, der die Arena als Start- und Endpunkt nutzt. Der Fußball trug zwar 2003 das UEFA-Pokal-Finale im Estadio Olimpico de Sevilla aus, verirrte sich aber ansonsten nur selten auf das Feld dieser Anlage. Von 2020 bis 2023 wird hier allerdings das Endspiel des spanischen Pokalwettbewerbs ausgetragen (Copa del Rey).
Interessanterweise hat er Tennis durchaus Gefallen an dem Stadion gefunden. Gleich zwei Mal wurde hier das Endspiel des Davis Cups ausgetragen. Dies war in den Jahren 2004 und 2011 der Fall. Ansonsten diente das Stadion vor allem als Heimat für Konzerte. Allerdings wichen viele Künstler oft lieber in eines der beiden anderen Stadien aus, weil diese enger sind und daher ein anderes Gefühl aufkommt.
Bei der EM 2021 werden drei Spiele in der Vorrunde und ein Achtelfinale im Olympiastadion von Sevilla zu sehen sein. Spanien trägt hier seine drei Partien in der Gruppenphase (EM 2021 Gruppe E) aus. Die Iberer treffen hier auf Schweden (14. Juni 2021), Polen (19. Juni) und die Slowakei (23. Juni). Das EM 2021 Achtelfinale ist für den 27. Juni terminiert. Hier könnte Sevilla auch für deutsche Fans interessant werden. Falls sich das DFB-Team als einer der besten Gruppendritten für die Runde der letzten 16 qualifizieren sollte, findet sein Achtelfinale in der spanischen Metropole statt.
Das ist der EM-Spielort Sevilla
Sevilla zählt zu den ältesten Städten Spaniens und zählt zu den EURO 2021 Spielorten. Schon vor der Zeit der Römer handelte es sich um ein wichtigstes Handelszentrum auf der iberischen Halbinsel. Der originale Name lautete Hispalis. Dies ist in doppelter Hinsicht interessant. Erstens lässt sich schließen, dass die Stadt eine phönizische Gründung war – „Spal“ stammt aus ihrer Sprache und bedeutet „untere Region“. Zweitens ist Sevilla möglicherweise damit indirekt Namensgeber für ganz Spanien.
Die Römer eroberten die Stadt unter Julius Caesar, der sie sogleich zur Colonia (römische Stadt außerhalb Italiens) erhob. Nachfolgend wechselte der Besitz zwischen den Westgoten, den Byzantinern und den Muslimen. Bis heute sind die unterschiedlichen Spuren dieser multikulturellen Wurzeln gut zu sehen. Ein Besuch der Altstadt ist für Geschichtsfans ein Muss.
Die Christen eroberten Sevilla im 13. Jahrhundert. Seit damals ist Sevilla durchgehend spanisch. Immer wieder war hier auch der König ansässig. In der Gegenwart und in Hinsicht auf den Sport ist es vor allem der Fußball, der eine bedeutende Rolle spielt. Schließlich sind mit Betis (der römische Name des Flusses Guadalquivir) und dem FC Sevilla gleich zwei Teams der Primera Division hier ansässig. Ansonsten ist Spitzensport eher Mangelware. Ruderer sind sehr aktiv und 2019 wurden die Drachenboot-Europameisterschaften in der spanischen Metropole ausgetragen. Aber der Fußball reicht ja auch, wenn du an die Erfolge des FC Sevillas denkst.
Weitere Stadien der EURO 2021: