Ungarn zählt zu den großen europäischen Fußballnationen. Als sich herausstellte, dass die EM 2021 in ganz Europa ausgetragen werden würde, war es so keine Frage, dass auch der Nachbar Österreichs Gastgeber werden sollte. Beim Spielort gingen die Ungarn allerdings ins Risiko.
Sie nominierten das „Neue Nationalstadion“ in Budapest, das erst 2019 fertiggestellt sein wird. Alternativ hätten sie sich auch für das 2014 eingeweihte Albert-Florian-Stadion entscheiden können. Hätte Ungarn jedoch zuvor gewusst, dass die EURO aufgrund des Coronavirus in Europa um ein Jahr nach hinten verschoben wird, wäre klar gewesen, dass sich das Risiko in Grenzen hält.
Neues Nationalstadion in Budapest: Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Eröffnet: Geplant 2019
- Kapazität: 65.000
- Kosten: 613 Millionen Euro
- EM-Spiele: 3 Gruppenspiele, 1 Achtelfinale
Die Geschichte des Neuen Nationalstadions
Das Neue Nationalstadion folgt einer ganz großen Arena nach. Es ersetzt das Puskás Ferenc Stadion, das bis 2001 Népstadion („Volksstadion“) hieß. Dieses wurde bereits 1932 errichtet und bot damals 100.000 Menschen Platz. Doch im Laufe der Jahrzehnte musste die Kapazität immer weiter reduziert werden. Einerseits waren dafür neue Sicherheitsvorschriften verantwortlich. Anderseits wurden bestimmte Bereiche des Stadions im Laufe der Zeit auch einfach baufällig. Es mangelte lange am nötigen Geld, um die eigentlich notwendigen Renovierungsarbeiten durchzuführen. Als das Stadion 2015 geschlossen wurde, fanden hier nur noch 28.300 Menschen ihren Platz.
2001 erfolgte die Umbenennung, weil die Ungarn in Gestalt von Ferenc Puskás den größten Fußballer ihrer Geschichte besonders ehren wollten. Bereits im Jahr 2000 begann sich dessen Gesundheitszustand dramatisch zu verschlechtern. Er litt an Alzheimer. Man entschied sich deshalb, die Umbenennung schnellstmöglich vorzunehmen. Puskas sollte die Ehrung noch zu Lebzeiten und bei vollem Bewusstsein erhalten. Er verstarb schließlich im Jahr 2006.
In Ungarn sind bis zum heutigen Tage viele Menschen nicht glücklich damit, dass die neue Arena wieder einen anderen Namen erhalten soll. Es ist gut möglich, dass sich Neues Nationalstadion alsbald wieder in Puskás Ferenc Stadion wandelt. Nicht wenige Stimmen sagen, dass selbst die Architekten dies begrüßen würden. Die für die Optik des alten Stadions charakteristischen 38 Pylone wurden deshalb erneuert und für die neue Arena beibehalten. Obwohl das neue Stadion faktisch ein vollständiger Neubau ist, wird es durch sein Äußeres deshalb deutlich an die alte Arena erinnern. Dies sei schon in der Planungsphase „ein sehr wichtiger Aspekt“ gewesen, gab beispielsweise Projektleiter János Karakas öffentlich zu Protokoll.
Ursprünglich war der Name Neues Nationalstadion ausgewählt worden, weil in der Arena nicht nur Fußball gespielt werden soll. Tatsächlich soll sie als Heimat für 20 Sportarten dienen. Die Anlage nach einem Sportler zu benennen, erschien den Verantwortlichen deshalb ungerecht gegenüber den anderen Disziplinen. Die Anhänger des Puskás Ferenc Stadions halten dem allerdings entgegen, dass schon das ursprüngliche Stadion nicht nur für den Fußball genutzt wurde. Beispielsweise fanden in der Anlage die Leichtathletik-Europameisterschaften 1998 statt. Damals hatte man keine entsprechenden Bedenken. Weshalb sollten diese also jetzt gelten?
Bemerkenswert sind die Kosten, die Ungarn für das Neue Nationalstadion auf sich genommen hat. Insgesamt fließen 613 Millionen Euro bzw. 190 Milliarden HUF nach offiziellen Angaben. Die Arena wird damit eines der teuersten neuen Stadien in Europa überhaupt. Allein die erwähnten Pylone verschlingen für sich 45 Millionen Euro. Die extrem hohen Baukosten lassen sich damit erklären, dass das Stadion in Rekordzeit gebaut werden soll. Es stehen keine zweieinhalb Jahre zur Verfügung. Deshalb wird Tag und Nacht gearbeitet.
Das ist der EM 2021-Spielort Budapest
Budapest ist die Hauptstadt Ungarns. Mit 1,7 Millionen Einwohnern ist es auch die größte Metropole des Landes. Budapest ist zugleich die zehntgrößte Stadt der Europäischen Union. Gegründet wurde die Stadt erst 1873. Damals wurden die Städte Buda, Obuda und Pest zusammengelegt. Bemerkenswert dabei: Bis dahin sprach die Bevölkerung gängig von Pest-Buda. Die offizielle Bezeichnung drehte den sich eigentlich eingebürgerten Sprachgebrauch um. Fußballerisch ist Budapest die Heimat von gleich einer ganzen Reihe bekannter Vereine. Der prominenteste unter ihnen ist fraglos der 29-fache Meister Ferencváros Budapest.
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