Die Spatzen haben es zwar schon länger von den Dächern gepfiffen, doch die Bestätigung, dass Stanislaw Tschertschessow neuer Trainer der russischen Nationalmannschaft wird und die Sbornaja damit auf die Heim-WM 2018 vorbereiten soll, ließ noch auf sich warten. Bis zum gestrigen Donnerstag, an dem der russische Fußballverband (RFS) die Personalie im Rahmen einer Pressekonferenz in Moskau denn auch offiziell machte.
Wie der russische Verband mitteilte, erhält der 52 Jahre alte Fußball-Lehrer einen Vertrag bis zum 1. August 2018 und damit bis zum Ende der Weltmeisterschaft. Russlands Sportminister und Verbandspräsident Witali Mutko betonte, dass der einstige Nationaltorhüter das volle Vertrauen aller Verantwortungsträger genieße: „Wir sind davon überzeugt, dass er alle Realitäten des russischen Fußballs kennt und bestens über die Qualitäten unserer Spieler informiert ist.“
Lebedew mit happiger Zielvorgabe
Das mit einigen wenig nachvollziehbaren Äußerungen bezüglich Ausschreitungen russischer Hooligans bei der EM 2016 zu größerer Bekanntheit gelangte Verbandsmitglied Igor Lebedew gab
Tschertschessow indes gleich eine happige Aufgabe mit auf den Weg: “Minimalziel ist das Halbfinale bei der Heim-WM 2018“, so Lebedew, der diese Zielsetzung mit dem neuen Coach und Nachfolger des nach dem ebenso frühen wie enttäuschenden Aus bei der EM 2016 zurückgetretenen Leonid Sluzki kaum abgesprochen haben dürfte. Tschertschessow selbst äußerte sich jedenfalls deutlich zurückhaltender: „Es wäre dumm zu sagen, dass wir zu Hause den WM-Titel gewinnen. Unsere Aufgabe ist es, bis 2018 eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen.“
Tschertschessow, der sich laut Mutko in der Endauswahl gegen Kurban Berdjew, Sergej Semak und Alexander Borodjuk durchgesetzt hat, war zuletzt bei Legia Warschau tätig und feierte mit dem Klub aus der polnischen Hauptstadt das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg. Diese Erfolge waren gleichbedeutend mit den ersten Titelgewinnen des einst auch für Dynamo Dresden in der deutschen Bundesliga aktiven Torhüters, der seine Trainerkarriere 2004 beim FC Kufstein in Österreich begonnen hat. Über den FC Wacker Innsbruck und mehrere Stationen in Russland (u.a. Spartak Moskau, Amkar Perm, Terek Grozny, Dynamo Moskau) landete Tschertschessow 2015 in Polen, das er nun zugunsten seiner bislang größten Aufgabe nach nur einem Jahr wieder verlassen hat.
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Auftakt gegen die Türkei
Ernst wird es für Tschertschessow erstmals am 31. August, wenn es für die Sbornaja im ersten Testspiel nach der EM in einem freundschaftlichen Vergleich in Antalya gegen die Türkei geht. Man darf gespannt sein, welchen Kader der neue Coach für diese Partie nominiert, nachdem einige Akteure schon bei der EURO ihren Zenit deutlich überschritten hatten. Allerdings muss auch Tschertschessow mit dem Problem zurechtkommen, dass im russischen Fußball hochkarätige Nachwuchsspieler schlichtweg nicht oder allenfalls in sehr begrenzter Zahl vorhanden sind. Den früheren Keeper erwartet auf jeden Fall auch mit Blick auf die hohen Erwartungen eine Mammutaufgabe.