EM-Vergabe

An die überragende Bedeutung einer Weltmeisterschaft kommt die Europameisterschaft zwar nicht ganz heran, aber dennoch zieht das Turnier alle vier Jahre und jeweils im Abstand von zwei Jahren zur WM nicht nur in Europa die Fußballfans in seinen Bann. Wenig verwunderlich ist es da, dass viele Länder gerne die EM ausrichten würden, um so einige Wochen lang im Blickpunkt der europäischen und globalen Öffentlichkeit zu stehen.

Michel Platini - Präsident der UEFA

Abb1: Die EM 2016 findet im Heimatland von UEFA-Präsident Michel Platini statt.

Eine EM auszurichten, ist allerdings auch in Europa nicht für jedes Land möglich, muss doch eine entsprechende Infrastruktur vorhanden sein und vor allem eine größere Zahl an modernen Stadien existieren, in denen gespielt werden kann. Weil mit der Errichtung von Stadien sowie dem Ausbau von Straßen- und Schienennetzen hohe Kosten verbunden sind, haben zahlreiche Länder schlichtweg keine Chance, eine Europameisterschafts-Endrunde auszurichten. Dem hat die UEFA nun mit der vorerst einmaligen Entscheidung, die EM 2020 in 13 verschiedenen Ländern auszutragen, Rechnung getragen. Auf diese Weise kommen dann auch kleinere Nationen mit vielleicht einem oder zwei hochmodernen Stadien in den Genuss, EM-Gastgeber zu sein.

Vor und nach der EM 2020 erfolgt die Vergabe einer Endrunde in ein oder bislang maximal zwei Gastgeberländer aber nach klaren Richtlinien. Sämtliche Interessenten müssen bei der UEFA zu einem vorgegebenen Stichtag eine Bewerbungsmappe einreichen. In drei Bewerbungsphasen fällt dann die Entscheidung über den Ausrichter, der laut der seit 11. Dezember 2008 gültigen  Bewerbungskriterien insgesamt neun Stadien plus drei Arenen als Ersatz als Spielorte nennen muss. Zwei der Stadien müssen mindestens 50.000 Plätze bieten, drei mindestens 40.000 und vier mindestens 30.000 Zuschauer fassen.

Die letzte Entscheidung trifft am Ende der dritten Bewerbungsphase das Exekutivkomitee der UEFA. Je nach Anzahl der in die Endausscheidung gekommenen Bewerber können auch mehrere Abstimmungsrunden nötig sein.

Ursprünglich sieben Bewerber für die EM 2016

Für die bevorstehende EM 2016, die in Frankreich stattfindet, gab es ursprünglich sieben Bewerber. Während Frankreich, Italien und die Türkei eigene Kampagnen starteten, wollten Norwegen und Schweden sowie Schottland und Wales das Turnier jeweils gemeinsam ausrichten. Nachdem die ersten Pläne erstellt wurden, erklärten Schottland und Wales aber wegen der zu hohen Kosten schnell ihren Verzicht auf eine Bewerbung. Und ein halbes Jahr vor der Abstimmung zogen mit Schweden und Norwegen auch die beiden anderen, gemeinsamen Bewerber zurück.

Letztlich fiel die Entscheidung am 28. Mai 2010 also zwischen Frankreich, Italien und der Türkei. Am Tag vor der finalen Abstimmung hatten die drei Kandidaten die Chance, sich im Espace Hippomène in Genf jeweils 30 Minuten lang dem UEFA-Exekutivkomitee zu präsentieren, ehe es dann ernst wurde. In der ersten Abstimmungsrunde schied Italien mit 23 Punkten gegenüber 38 für die Türkei und 43 für Frankreich aus. Anschließend wurde es ein enges Rennen zwischen Frankreich und der Türkei, das letztlich mit 7:6-Stimmen für die Grande Nation endete.

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