Dass bei der EM 2016 erstmals 24 anstatt der bisherigen 16 Teilnehmer an den Start gingen, wurde sowohl im Vorfeld als auch im Nachgang des Turnieres kritisch gesehen. In erster Linie deshalb, weil eine Verwässerung des Qualitätsniveaus befürchtet und das hinter der Erweiterung steckende Vorhaben, noch mehr Einnahmen zu generieren, bemängelt wurde.
Trotz dieser nachvollziehbaren Diskussionen, einer langatmigen und letztlich auch langweiligen Vorrunde, an deren Ende nur acht von 24 Mannschaften ausschieden, plant man nun bei der FIFA offenbar, es der UEFA gleich zu tun und nach der Europa- auch die Weltmeisterschaft zu erweitern.
Infantino will WM mit 48 Teams
Der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino, der in den vergangenen Monaten derlei Überlegungen zumindest schon hat anklingen lassen, sprach nun im Rahmen eines Vortrages an der Universität im kolumbianischen Bogota davon, ab der WM 2026 statt mit 32 mit 48 Teams spielen zu wollen.
Nachdem Infantino bislang 40 Teilnehmer befürwortet hatte, stellte der Schweizer in Bogota sein WM-Modell auch etwas näher vor. Demnach wären die besten 16 Mannschaften der WM-Qualifikation für die Gruppenphase gesetzt, während die übrigen 32 Mannschaften drei Tage vor dem Start der Gruppenphase in Play-offs die übrigen 16 Starter ermitteln würden. Danach würde dann im bekannten Modus weitergespielt.
Infantino sieht in dieser Variante den Vorteil, 16 weiteren Mannschaften ein WM-Gefühl zu ermöglichen und “weitere Spiele mit absolutem Finalcharakter“ zu erhalten. Darauf, dass das WM-Abenteuer für 16 Nationen indes schon nach nur einem Spiel trotz einer wochenlangen Vorbereitung beendet wäre, ging Infantino nicht näher ein und kündigte stattdessen an, über seinen Vorschlag in den nächsten Tagen und Wochen beratschlagen zu wollen: “Es ist eine Idee, die wir in diesem Monat diskutieren, um 2017 eine Entscheidung zu treffen.“
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Sicher sein kann sich Infantino schon jetzt, bei den großen Fußballnationen mit diesem Vorschlag auf Ablehnung zu stoßen. Gerade die in den großen europäischen Wettbewerben wie der Champions League und den nationalen Ligen ohnehin hoch belasteten Akteure sollen nach dem Willen der Vereine nicht noch weitere Spiele absolvieren, was aber zumindest auf einen Teil der ansonsten nicht für die WM qualifizierten Profis zuträfe.
Noch wichtiger scheint aber ein Argument vom deutschen Bundestrainer Joachim Löw, der ein Modell mit mehr als 32 WM-Teilnehmern mit Blick auf das Niveau des Turnieres ablehnte. Durchaus aus gutem Grund, wenn nüchtern betrachtet waren schon bei den letzten Weltmeisterschaften Nationen wie Honduras oder der Iran nicht wirklich eine Bereicherung. Und wenn zwei solche Teams im Rahmen von Play-offs um einen Endrundenplatz kämpfen, mag das zwar in den jeweiligen Ländern spannend sein, doch rund um den Globus hielte sich das Interesse vermutlich in Grenzen, was auch für die finanziellen Ambitionen der FIFA nicht wirklich viel brächte.